Digitale Fotografie – besser fotografieren lernen

Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung zum Kurs „Digitale Fotografie – Fotografieren im Freien mit anschließender Bearbeitung der Fotos am PC“
In diesem Kurs werden Sie in zwei Halbtagen in die gestalterischen Aspekte der digitalen Fotografie wie Licht und Schatten, Schärfe und Unschärfe, Bildausschnitt und Komposition in Exkursionen praktisch eingeführt. Anhand der aufgenommen Bilder werden Ihnen die technischen Aspekte der digitalen Fotografie direkt am PC näher gebracht und Sie erfahren, wie Sie Fehler bei der Fotografie digital ausbügeln können.

Mitzubringen sind: Ihr digitaler Fotoapparat, vollgeladene Batterie, PC-Verbindungskabel, Bedienungsanleitung
Verwendete Software: Photoshop

Vorausgeschickt:

Zeit, Blende und Ausschnitt sind die wichtigsten Parameter der Bildgestaltung. Zusammen mit weiteren Einflussgrößen wie ISO-Empfindlichkeit, Weißabgleich, Blitz und Focus bestimmen Sie die Gestaltung des Fotos. Die Schwierigkeit und das technische und künstlerische Können bestehen in der Abstimmung all dieser Parameter, so dass a) der aktuellen Lichtsituation, b) der zu fotografierenden Szene und c) dem gewünschten Ergebnis Rechnung getragen wird.

Ein gutes Fotos entsteht zuerst im Kopf!

Die Vorgehensweise beim Fotografieren

  1. Kamera-Grundeinstellungen wie Datum und Uhrzeit vornehmen.
  2. Einstellungen bzgl. des Nutzungszwecks der Fotos vornehmen: Bildgröße (Auflösung), Qualität und Format (JPG, TIFF, RAW).
  3. Zu fotografierende Szene (statisches Motiv, bewegtes Motiv, …) und Umgebung (Lichtverhältnisse, Linien, …) betrachten und zunächst im Kopf das gewünschte Ergebnis entwickeln. Dabei an die Botschaft des Bildes, Ihren Standpunkt, die Lichtverhältnisse, die Lichtfarbe, das Bildformat und die Bildaufteilung denken!
  4. Überlegen Sie sich, ob ein Stativ oder vielleicht sogar der Selbstauslöser erforderlich ist. Die Faustregel gegen Verwacklung bei der Freihand-Fotografie lautet: Die Belichtungszeit sollte höchstens der Kehrwert der Brennweite sein. Bei Spiegelreflexkameras mit APS Sensor sollte die Belichtungszeit nicht länger als die Brennweite *1,5 (bei Nikon) oder * 1,6 (bei Canon) sein. Bei Kameras bzw. Objektiven, die echte Bildstabilisatoren verwenden, kann man die Belichtungszeit oft auch vervierfachen.
  5. Technische Umsetzung: Eventuell externe Lichtquellen arrangieren. Wahl der Kameraeinstellungen (Automatik-Modus, Programm-Modus, Manueller Modus, Zeit, Blende, ISO-Wert, Weißabgleich, Focus (Makro, unendlich, …), Blitz (ein, aus, Stärke).
  6. Wahl des Formates (Hochformat, Querformat) und des Bildauschnittes (Linienführung, Goldener Schnitt) mittels Sucher oder Display.
  7. Halb durch drücken des Auslösers. Dadurch wird der Fotoapparat in die Lage versetzt die Umgebungslichtsituation und die Entfernung zum Objekt zu messen, so dass die Einstellung jener Parameter, die automatisch von der Kamera (nicht vom Fotografen) eingestellt werden sollen, auch entsprechend vorgenommen werden kann.
  8. Falls die Kamera anzeigt, dass die Messung bzw. Fokussierung erfolgreich durchgeführt werden konnte, den Auslöser durchdrücken.
  9. Bild ansehen und überprüfen, eventuell auch das Histogramm überprüfen.

Die Grundlagen der Fotografie

Die Zeit

Ein Foto ist eine Momentaufnahme. Durch die Entscheidung, wie lange dieser Moment sein soll, bestimmt der Fotograf sein Bild. Die Belichtungszeit hat dabei mehrere Funktionen: Zum einen spielt sie eine bedeutende Rolle für die korrekte Belichtung des Bildes, zum anderen kann man durch die Dauer der Belichtung aber auch schnelle Aktionen festfrieren bzw. Wischeffekte im Foto erreichen.
Zeitreihe: 1 – 2 – 4 – 8 – 15 – 30 – 60 – 125 – 250 – 500 – 1000 – 2000 in Sekundenbruchteilen (1/x s)

Beispiel Wasserfall
Kurze Verschlusszeit: jeder Wassertropfen ist sichtbar.
Lange Belichtungszeit: Wasser schaut wie eine Nebelschwade aus.

Beispiel Rennwagen mit Mitzieher
Das sich seitlich bewegende Motiv wird mit der Kamera verfolgt: das Motiv wird scharf abgebildet, der Hintergrund wirkt verwischt und zeigt Bewegungsunschärfe.

Blende

Die Blendenöffnung bestimmt nicht nur die Lichtmenge, welche auf den Sensor gelangen kann, sondern auch die Ausdehnung der Schärfe in die Tiefe und ist somit eines der wichtigsten Gestaltungselemente des Fotografen. Je größer die Blende (kleine Blendenzahl) ist, umso weniger Tiefenschärfe hat das Bild.
Blendenreihe: 1,0 – 1,2 – 1,4 – 1,7 – 2 – 2,4 – 2,8 – 3,4 – 4 – 4,8 – 5,6 – 6,7 – 8 – 9,5 – 11 – 13 – 16 – 19 – 22
Durch Ihre Baugröße sind Kompaktkameras von vornherein auf hohe Tiefenschärfe voreingestellt, so dass dieses gestalterische Mittel fast vollständig entfällt. Der Vorteil dabei ist, dass auch ungeübte Fotografen ohne Probleme scharfe Fotos schießen können.

Beispiel kleine Blendenzahl
Portrait mit wenig Tiefenschärfe, so dass der Hintergrund unscharf wird und das Augenmerk des Betrachters auf das Wesentliche (Gesicht mit Augen) gelenkt wird.

Beispiel große Blendenzahl
Landschaft mit viel Tiefenschärfe, so dass der Hintergrund scharf abgebildet wird.

Blende/Zeitkombination

Blende und Verschlusszeit stehen in direkter Abhängigkeit d.h. das Schließen der Blende um eine Stufe erfordert eine Verdopplung der Belichtungszeit, damit dieselbe korrekte Belichtung erreicht wird.

Der Ausschnitt

Der Bildausschnitt sollte sorgsam gewählt werden, denn durch den Ausschnitt wird dem Betrachter des Fotos nur ein Teilausschnitt der Welt gezeigt.
Im Hochformat bringt die seitliche Begrenzung Spannung ins Bild. Dabei sollte auf eine Zentrierung des Kernmotivs verzichtet werden, achten Sie stattdessen auf vertikal und horizontal verlaufende Linien.
Im Querformat sollte ein asymmetrischer Bildaufbau verwendet werden, um zu vermeiden, dass das Bild langweilig wirkt. Dabei sollten der Goldene Schnitt und die Querlinien unbedingt berücksichtigt werden.

Der Goldene Schnitt, auch göttliche Teilung genannt, definiert sich wie folgt:
Zwei Strecken stehen im Verhältnis des Goldenen Schnittes, wenn sich die größere zur kleineren Strecke genauso verhält, wie die Summe aus beiden zur größeren. Am besten teilen Sie das Bild mit imaginären Linien in 9 gleiche große Rechtecke und platzieren die bildwichtigen Teile an den Schnittpunkten dieser Linien.

Tipps zum besseren Fotografieren

  1. Gebrauchsanweisung Ihres Fotoapparates lesen und sich mit den technischen Einstellungsmöglichkeiten des Fotoapparates intensiv auseinander setzen.
  2. Die richtige Zeit zum Fotografieren nutzen: goldene Stunde: kurz nach Sonnenaufgang, kurz vor Sonnenuntergang, Mittagssonne eher vermeiden.
  3. Fotos nicht überladen (weniger ist mehr)
  4. Spannung erzeugen (Linien, die auf Fluchtpunkt hinlaufen suchen)
  5. Ran ans Motiv, den richtigen Blickwinkel wählen.
  6. Eine Bildkombination mit Tiefe durch vorne groß, hinten klein erzeugen.
  7. Schärfentiefe bei Produktfotos oder Portraits nutzen: große Blendenöffnung (kleine Blendenzahl), zusätzlich in den Telebereich zoomen und ein, zwei Schritte zurück gehen, dadurch nimmt die Schärfentiefe ab und der Hintergrund wird unscharf.
  8. Es wagen, die Kamera auch mal schräg zu halten.
  9. Bewegungsunschärfe zeigen (Mitzieher, eventuell auch mit Stativ)
  10. Finger weg vom digitalen Zoom
  11. Selbstauslöser und Stativ bei langen Verschlusszeiten nutzen
  12. Gegenlicht: Aufnahmen mit Blitz: Objekt ist gut ausgeleuchtet. Aufnahmen ohne Blitz: nur Konturen sind erkennbar.
  13. Frontallicht: Objekte oder Personen wirken leblos und langweilig, weil sie keinen Schatten haben.
  14. Seitenlicht: Schatten machen das Bild konturschärfer und interessanter.
  15. Unterlicht: Gesichter mit Gruselcharakter.
  16. Mit dem Weißabgleich der Lichtfarbe entgegenwirken (gelb, rot = warm; blau = kalt)
  17. Große, gestreute Lichtquellen schaffen eine weiche Atmosphäre. Über den Einsatz einer Diffusor-Box oder eines Reflektors nachdenken.
  18. Punktförmige Lichtquellen erzeugen ein hartes Licht.
  19. Standpunkt wechseln. Es muss nicht immer Augenhöhe sein! Neben der Frontalansicht können auch die Froschperspektive (Objekt wirkt größer) und die Vogelperspektive (Objekt wirkt kleiner) interessant sein.
  20. Feuerwerke, Blitze, beleuchtete Städte bei Nacht mit längeren Verschlusszeiten festhalten.
  21. Sequenzaufnahmen erstellen und mit Photoshop zu einem Bild kombinieren
  22. Gebäude nicht platt von vorne fotografieren, sondern lieber eine Ecke aussuchen. Auf stürzende Linien achten oder ein Shift-Objektiv nutzen.
  23. Darauf achten, dass, je weitwinkliger ein Objektiv ist, desto mehr Probleme mit dem Lichtabfall in den Bildecken, tonnenförmiger Verzeichnung und Streulichtempfindlichkeit auftauchen.
  24. Klassische Brennweite für Portraits: 85 und 105 mm Brennweite.
  25. Porträts nicht vorn vorne aufnehmen, sondern den Oberkörper leicht drehen.
  26. Indirektes Blitzen z.B. bei Gruppenfotos, bei denen Menschen vorne und hinten stehen.
  27. Für gleichmäßige Ausleuchtung bei Produktfotos oder Portraits am besten eine Reflexionswand nutzen (kann auch eine Styroporplatte sein).
  28. Sollte die Zeit nicht lang genug verlängert werden können, dann die ISO-Empfindlichkeit runter nehmen, sollte die Zeit nicht kurz genug eingestellt werden können, die ISO-Empfindlichkeit erhöhen.
  29. Für Makrofotos einen Hintergrund aus Pappe und seidenmatter Dekofolie, schwarzer Samtfolie usw. basteln.
  30. Objektiv sauber halten
  31. Langzeitsynchronisation: Blitz friert das Kernmotiv ein, eine lange Verschlusszeit lässt Bewegungswischstreifen entstehen (z.B. nächtliche Straßenkreuzung).
  32. Lebensmittel und Pflanzen mit Wassernebel besprühen
  33. Bei Seen Spiegelungen nutzen
  34. Muster in der Natur erkennen
  35. Raum und Zeit verbinden

Die wichtigsten Grundregeln für Hobby-Fotografen auf einen Blick

Tipps für tolle Fotos finden Sie beim Spiegel Online: 10 Tipps für tolle Fotos und Tipps für das Bild der Bilder.